für gerhard schneider, gestorben 1944
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elfenbein
ungesungen ver
splittert in tausend
brauner erde
wurde der sohn
fossil und bernstein
eine preziose
der mutter
das schmerzlicht im
wohlvernähten herz.
memorabilien
aus heiltagen
aus werdetagen
fand ich rotblond
in einem kuvert
eine strähne amber
sein haar magenknoter
und stummes kissen.
elfgebein versplittert
in nassen gräben wo
letztwörter
im abschied gegen
ströme schwimmen.
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elfenworte
ungesungen
zarte flügel toter motten
weißt du noch sohn
im garten
an holzklammern
nah der berberitze hing
leinen. hell aus der wiese
flatterten verirrte weiße schatten
aufgescheuchter flügel
zart wie origami aus
luft und mehl
waren sie zur falschen zeit
nicht für grelles licht geschaffen
und flatterten sich leer
am falschen ort.
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bittermandel.
heubühne der ein
schlag splittert und
reißt
den bauch sein
letztes bild nach
innen
im schmerz
außer sich
außer sich
gefallen und sie
schicken die nachricht
an die mutter eine scherbe
ins herz der
lebens
schnitt.
in langen schatten
taubstummer schwere
mischen sich farben
schnitzen formen
den abdruck
und wehton der
abrufbar bleibt ein
amberlied
stumm zu singen
in weichen flächen
blasser zeichnung.
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fand dich
in schubladen
in remisen
werte und wehrte
wasserlohn und
stille quellen
und viel später:
zagend
bricht licht ein
dehnt sich verfließt
und zerstäubt sein
leuchtendes gold.
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vierundvierzig
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zarte hülle
kleiner strudel perlmutt und
pergament im schein eine landschaft
ihr verstörtes bild.
leise leise
lese hier
vom weiß fällt der sohn
ins rot
der mutter bleibt die narbige
kartierung ferner gräben sein name
tau oder gebet
in der schatulle
weißt du noch
amber
im schlagbild
der herzwand das rot
wellige haar
schlafend
im kuvert.
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version märz 22
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